Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Blütezeit der Dampflokomotive schon längst begonnen, als die Postkutsche als damals einziger Konkurrent zur Eisenbahn noch lange nicht vergessen war.
Und während in England verschiedene private Bahnunternehmungen um die effizientesten Verbindungen auf denselben Streckennetzen buhlten, profitierten in Deutschland die einzelnen Länderbahnen von einer Monopolstellung innerhalb ihres Einsatzgebietes.
So gab es bis dato für die deutschen Lokomotivkonstrukteure kaum Anreize, die damals übliche maximale Reisegeschwindigkeit von
Die 1899 ins Leben gerufene Studiengesellschaft für elektrische Schnellbahnen St.E.S. liess die Machbarkeit von elektrischen Fernschnellbahnen untersuchen.
Die Versuchsreihe mit Drehstromlokomotiven der Firmen AEG, UEG und Siemens & Halske erreichte 1903 mit dem überschreiten der
Bereits 1902 schrieb der Verein Deutscher Ingenieure VDI einen Wettbewerb für die Entwicklung einer Hochgeschwindigkeits-Dampflok aus, welche in der Ebene 180 Tonnen Anhängelast mit
Die damals vorhandenen Gleisanlagen wurden mehrheitlich für Fahrgeschwindigkeiten von weniger als
Nachdem erste Entwürfe nicht überzeugten, schlugen die meisten Bewerber zweifach gekuppelte Vierzylinder-Heissdampf-Verbundlokomotiven vor.
Auf Empfehlung des Geheimen Oberbaurats Wittfeld konnte sich aber die Dreizylinder-Nassdampf-Verbundlok durchsetzten, welche bei Henschel & Sohn von Oberingenieur Kuhn ausgearbeitet wurde.
1904 setzte die Preussische Staatsbahn die unter der Fabriknummer 6260 fertiggestellte Lokomotive als
Im Hinblick auf die 1906 in Nürnberg stattfindende Bayerische Jubiläums-Landes-Ausstellung wollte die Bayerische Staatsbahn etwas besonderes präsentieren und beschloss im Jahre 1905
den Bau einer speziellen Schnellfahrlokomotive.
Die in München ansässige Lokomotivfabrik J.A.Maffei feierte bereits 1902 international beachtete Erfolge mit ihrer badischen «IId»: Diese Lokomotive erreichte eine
Spitzengeschwindigkeit von
Der geniale Chefkonstrukteur der bayerischen Lokomotivschmiede, Anton Hammel, welcher bereits für die badische «IId» verantwortlich zeichnete, war die treibende Kraft für eine heutzutage unvorstellbare Leistung:
Nach dem Bestellungseingang im Dezember 1905 konnte am
Am 3. Mai 1906 rollte Hammels Lokomotive als erstes nach Nürnberg. Dort traf sie pünktlich zur Eröffnung der Landesausstellung ein und erntete zurecht die Bewunderung des interessierten Publikums. Dieses würdigte die damals grösste je gebaute Lokomotive auf Postkarten als «Maffei'sche Riesenlokomotive».
Die übergabe an die Bayerische Staatsbahn erfolgte am
Am 5. Juli 1907 veröffentlichte der Eichstätter Kurier folgenden Bericht:
Eichstätter Kurier
Zitat vom 5. Juli 1907
«Am 1. und 2. Juli wurde mit einer von der Firma J.A.Maffei in München gebauten 2/6 gekuppelten Vierzylinderverbund-Schnellzuglokomotive
Während die technischen Informationen in diesem Zeitungsartikel absolut korrekt sind, irrte sich der Journalist des Eichstätter Kuriers mit seiner Mutmassung, dass es sich um einen europäischen Geschwindigkeitsrekord für Dampflokomotiven handelte.
In England tobte zu jener Zeit ein erbitterter Konkurrenzkampf zwischen der Great Western Railway GWR und der London & South Western Railway LSWR.
Beide Bahngesellschaften verbanden London mit Plymouth, einer bedeutenden Hafenstadt für die Atlantik-Schifffahrt.
Die GWR versuchte mit ihren ebenso prestigeträchtigen Postzügen die Reisezeit der Personenzüge der LSWR zu unterbieten.
Die englische Zweizylinder-Nassdampflokomotive
Ob der deutsche Journalist nichts vom damals bereits zweijährigen Rekord wusste oder ob er ihn schlicht ignorierte, ist spekulativ.
Tatsächlich fiel den Deutschen das Anerkennen der englischen Rekordfahrten nicht leicht!
Das lag daran, dass man in Deutschland stets repräsentative Werte zu ermitteln versuchte:
Eine Rekordfahrt musste demzufolge auf einer horizontalen Strecke mit definierter Last durchgeführt und von einem Messwagen genauestens protokolliert werden.
In England hingegen betrieb man einen Wettlauf um Fahrzeiten auf spezifischen Strecken, wobei es lediglich die jeweilige Konkurrenz zu schlagen galt.
Die Tatsache, dass die
Ganz im Gegensatz zu Rekordmeldungen aus England und den Vereinigten Staaten lässt sich mit Sicherheit sagen, dass der am
Beteiligte der Rekordfahrt wollten sogar wissen, dass noch höhere Geschwindigkeiten nur vereitelt wurden, weil der Lokführer Johann Zuschanko wegen einer Kurve abbremsen musste.
Mit dieser Mutmassung bewegte man sich natürlich ebenfalls im Reich der Spekulationen...
Ab 1907 setzte die Bayerische Staatsbahn die
Mit Ausnahme von Amerika und einigen anderen überseeischen Ländern prägten im Schnellzugsbetrieb des
Mit dem Übergang zu vierachsigen Drehgestellwagen wurde nun auch in Europa das Zugsgewicht deutlich erhöht:
Rechnete man um 1880 für einen unbelegten Reiseplatz in einem Wagen der 1. und
Die in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts noch von vielen Bahngesellschaften beschafften Zweikuppler-Maschinen erwiesen sich nun innerhalb von wenigen Betriebsjahren für den schweren Schnellzugsdienst als zu schwach:
Ihr geringes Adhäsionsgewicht verhinderte ein speditives Beschleunigen der immer schwerer werdenden Züge.
Diese Tatsache bekam auch die
1910 wurde die
Mit dem Ende des 1. Weltkrieges und der damit verbundenen neuen Grenzziehung zwischen Deutschland und Frankreich wurde das Einsatzgebiet der
1921 kehrte die S 2/6 in ihr altes Heimatdepot München zurück und leistete ihre letzten Einsätze im Personenzugsverkehr.
Nach und nach machten sich aber die Schwachpunkte der Leichtbauweise bemerkbar. Nachdem der Kessel und der Tender bereits mehrere Male repariert werden mussten, kündigte sich in der Mitte der Zwanzigerjahre das allmähliche Ende der Nutzungszeit der
Mit der Zusammenlegung der Länderbahnen zur Deutschen Reichsbahngesellschaft integrierte man die
Schliesslich verdanken wir es weitsichtigen Eisenbahnfachleuten, dass die
Datum | Aktion | Farbgebung |
30. April 1906 | Auf dem Werksgeländer der Maffei-Werke in München wurde die |
![]() Zierbänder, Schornsteinkranz, Fensterrahmen, Niederdruck- zylinderverkleidung, Verkleidungsblech zwischen Kessel und Pufferbohle, Radreifen und Steuerstange glänzten blank. Rahmen, Radsterne und Tenderdrehgestelle waren rot lackiert. (Die Abbildung zeigt ein Modell im Massstab 1:87 der Firma Brawa. Die Farbgebung kommt dem Ablieferungszustand der Lok relativ nahe. Nachteilig wirkt sich aus, dass die Farbeffekte einer Glanzblechverkleidung mittels Lackierung nicht zu imitieren sind. Auch wurde auf eine Imitation der verschiedenen Verkleidungselemente aus polierten Stahlblech verzichtet. Die durchgehend stahlblaue Farbgebung des Modells ist somit als Kompromiss zu verstehen.) |
3. Mai 1906 | Die S 2/6 wurde vorübergehend Exponat an der Bayerische Jubiläums-Landes-Ausstellung in Nürnberg. | |
21. Oktober 1906 | Inbetriebnahme der Lokomotive bei der Bayerischen Staatsbahn mit der Betriebsnummer 3201. | |
6. Mai 1907 | Endgültige Fahrzeugabnahme durch die Bayerischen Staatsbahn. | |
bis 1907 | Zahlreiche Probefahrten: Am 2. Juli 1907 erfolgte die Rekordfahrt: |
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1907 bis 1909 | Einsatz im Schnellzugsdienst mit Heimatbahnhof München vorwiegend auf der Strecke München - Augsburg und München - Nürnberg - Ulm. | |
1909 | Verdrängung in die Reserve durch die 1908 neu beschaffte stärkere |
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Oktober 1910 | Abgabe der Lok an die Bayerischen Staatseisenbahnen linksrheinisches Netz (Pfälzer Netz). Bis 1918 Schnellzugsdienst auf der Strecke Bingerbrück-Ludwigshafen-Strassburg ab dem Heimatbahnhof Ludwigshafen. | ![]() (Die Abbildung zeigt ein Modell im Massstab 1:87 der Firma Brawa.) |
vermutlich 1911 | Ersatz der Pulsometer-Dampfstrahlpumpen durch nichtsaugende Friedmann-Injektoren. | |
1916 | Verstärkung der Tenderdrehgestelle durch Aufnieten von Blechen. | |
1918 | Reservedienst ab Ludwighafen. | |
1921 | Umstationierung nach Augsburg und Einsatz im Personenzugsdienst. | |
1922 | ![]() (Die Abbildung zeigt ein Modell im Massstab 1:87 der Firma Brawa.) |
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1925 | Umzeichnung der In den Maffei-Werken in München wird die Lokomotive optische aufgearbeitet. Nach einer letzten Präsentation an der Verkehrsausstellung in München erfolgt die überführung ins Verkehrsmuseum nach Nürnberg. |
|
zwischen 1947 und 1969 | ![]() Kessel, Führerstand und Tender sind grün mit schwarzen Zierstreifen, das Fahrwerk und die Radsterne rot mit weiss abgesetzten Bandagen. (Die Abbildung zeigt ein Modell im Massstab 1:87 der Firma Brawa.) |
Um die Konstruktion der
Vor dem 1. Weltkrieg war das Reisen ein Luxus, welcher vorwiegend der wohlhabenden Bevölkerungsschicht vorbehalten war. Diese erwartete - ihrem Stande entsprechend - eine Beförderung mit allem erdenklichen Komfort: Es war die Zeit der prestigeträchtigen Luxuspersonenzüge. Diese erstreckten sich aber aufgrund der quantitativ geringen Auslastung meist nur über eine kurze Zugslänge. Andererseits waren die üblichen im Personenverkehr eingesetzten Schnellzugswagen noch von einer sehr leichteren Bauart. Die für diese leichten Zugstypen benötigten Traktionsmittel waren vor allem in Bezug auf eine hohe Reisegeschwindigkeit und weniger auf hohe Anhängelasten optimiert.
Wie bereits erwähnt, war der Oberbau zu Beginn des
Ein hohes Adhäsionsgewicht und ein hohes Drehmoment, welches durch ein möglichst kleines Verhältnis zwischen Raddurchmesser und Kurbelzapfen-Wirkkreisdurchmesser (Kolbenhub) sowie
einer grossen Kolbenfläche erreicht wird, ist lediglich beim Anfahren und bei hohen Zugkräften im niedrigen Geschwindigkeitsbereich erforderlich. Mit zunehmender Reisegeschwindigkeit
verlieren diese Attribute an Bedeutung, während die Verdampfungsleistung des Kessels in den Vordergrund tritt.
Seit jeher bestimmt die Lokomotivleistung und die damit verbundene Grösse der erforderlichen Antriebsaggregate das Lokomotivgewicht. In Abhängigkeit der zulässigen Achslast definiert
sich daraus die minimale Anzahl der erforderlichen Fahrzeugachsen. Anton Hammel erkannte, dass die benötigten Dampferzeugungsaggregate für die gewünschte Leistungsklasse Dimensionen
einnehmen würden, welche mindestens eine sechsachsige Lok erforderlich machen. Da für die Förderung der geforderten 180 Tonnen Anhängelast 32 Tonnen Adhäsionsgewicht
ausreichen, entschied er sich für eine Zweikupplerin mit vier zusätzlichen Laufachsen.
Das Bedürfnis nach gleisschonenden Fahrwerkstechniken gewann mit der stetigen Erhöhung der Reisegeschwindigkeit immer stärker an Bedeutung:
Da ungefederte Axiallager seitliche Schläge vom Oberbau nahezu ungedämpft auf den Fahrwerksrahmen übertragen, stossen fest im Rahmen gelagerte Achsen bei Geschwindigkeiten über
Seit der Weltausstellung in Chicago, anno 1893, wurde ein möglichst hoher Massenschwerpunkt und ein schmaler, innenliegender Fahrwerksrahmen als geeignete Gegenmassnahme propagiert.
Tatsächlich hat das so erreichte labile Wankverhalten einen Dämpfungseffekt zur Folge, welcher in gewisser Weise materialschonend wirkt. Im höheren Geschwindigkeitsbereich neigt aber
ein Fahrzeug mit hohem Massenschwerpunkt zum Schlingern, weshalb dieser primitive Trick bei Schnellfahrten kontraproduktiv ist und somit kein praktikabler Kompromiss darstellt. Um eine gute
Querdämpfung bei gleichzeitig günstiger Fahrstabilität zu erreichen, muss ein geeigneter mechanischer Lösungsansatz gefunden werden, welcher mit dem Laufdrehgestell auch bereits
sehr früh zur Verfügung stand.
Bereits in den Dreissigerjahren des 19. Jahrhunderts fanden Laufdrehgestelle in amerikanischen 2'A-Lokomotiven Verwendung. Ebenfalls in Amerika profitierte man schon seit einigen Jahrzehnten von
der hervorragenden Laufkultur von vierachsigen Drehgestell-Wagen. Es ist deshalb kaum eine überraschung, dass ausgerechnet der Geheime Oberbaurat Wittfeld 1904 den Entwurf von Kuhn's
Zudem hatte die Achsfolge
Wichtige Grundsätze im Fahrwerksbau konnten beim Bau der
Der horizontale Federweg beider Laufdrehgestelle der
Hohen Axialbelastungen sind bei Kropfachsen zu vermeiden, da der Kraftfluss nicht linear ist und entsprechend eine Bruchneigung besteht. Die geringen Axialbelastungen bei der
Abweichend von der üblichen Norm wurde bei der
Die erwartete Maximalgeschwindigkeit der
1901 beschaffte die bayerische Staatsbahn in den Vereinigten Staaten bei Baldwin vier Dampflokomotiven. Deren Antriebskonzept nach dem System von Vauclain mit parallelwirkendem Verbundtriebwerk
auf Doppelkreuzköpfe überzeugte jedoch nicht. Andere amerikanischen Baugrundsätze - insbesondere der geschmiedete Barrenrahmen - erhielten jedoch dank diesen vier Lokomotiven Einzug in
den bayerischen Lokomotivbau.
Anton Hammel übernahm die Idee des Barrenrahmens bereits 1904 beim Bau der
Der Vorteil der geringen Gleisbelastung vermochte Nachteile wie das geringe Adhäsionsgewicht und das schlechte Verhältnis zwischen Lokomotivbruttogewicht und Reibungsgewicht nicht zu
kompensieren. Dies war der Grund, weshalb die Achsfolge 2'B2' lediglich eine Zwischenstufe der Entwicklung von Dampflokomotivfahrwerken darstellte. Je nach Anwendungsbereich wurde bei nachfolgenden
Konstruktionen zusätzliche Kuppelachsen zugefügt
Der Leichtbau setzte sich auch bei der Konstruktion des Kessels durch: Um Gewicht zu sparen wurde statt
Die beiden Drehgestelle des vierachsigen Tenders wurden von der bayerischen
Jenseits der deutschen Grenze wurde die Zweckmässigkeit von stromlinienförmigen Fahrzeugverkleidungen für das Erreichen höherer Fahrgeschwindigkeiten bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts vermutet.
Der Beginn dieser Aera wurde 1883 in Frankreich eingeleitet, wo François Ricour, Techniker bei der «Chemin de Fer de l'Etat», einen ersten Entwurf einer «windaufspaltenden
Lokomotive» vorstellte: Seine «120» war einer der ersten Versuche überhaupt, den Luftwiderstand eines sich bewegenden Objektes durch konstruktive Massnahmen zu reduzieren.
Die Lok verfügte über einen keilförmigen Führerstand und über ebenfalls keilförmige Verkleidungselemente an Kamin, Dampfdom, Rauchkammertür und Zylindern - was
diesen Fahrzeuggattungen generell auch den Spitznamen «àbec» (= schnabelförmig) eintrug. Ferner wurden die Radspeichen mit Holzsegmenten versehen, welche die Zwischenräume
füllten und die Räder als Scheibenräder erscheinen liessen.
Zeitgenössische Quellen möchten den konstruktiven Massnahmen von François Ricour eine Verbesserung der Energiebilanz von
Obwohl die angeblich positiven Betriebsergebnisse wissenschaftlich nie belegt werden konnten, vermochten sie die Verantwortlichen in Frankreich trotzdem so sehr zu überzeugen, dass zwischen 1888
und 1904 verschiedene Serien der sogenannten «Coupe vent» («Windschneider») gebaut wurden.
Die futuristische Erscheinung dieser Lokomotiven erregten in der öffentlichkeit grosses Aufsehen. Deshalb erschien das Sujet der «Coupe vent» bis zum
Anton Hammel übernahm von François Ricour sowohl die Idee, als auch die aerodynamischen Grundsätze für den Bau der
Die Erkenntnis kam erst später, dass eine tropfenförmiger Körper, mit stumpf gerundeter Nase und kontinuierlich schlanker werdenden Rumpf viel weniger Luftwiderstand verursacht. So
erklärt es sich, weshalb an der
Den grössten aerodynamischen Nutzen brachte der Lokomotive zweifelsfrei das spärliche Anbringen von Zusatzaggregaten und Leitungen an der Kesselaussenwandverkleidung ein. Der glatten
«Aussenhaut» und der ursprünglich grauen Farbgebung wegen verdankt die
«Windschneiden» erhielt die
Dank dem Verzicht auf eine Vollverkleidung sind die typischen optischen Merkmale von Dampflokomotiven erhalten geblieben. So verleiht die Teilverkleidung dem Fahrzeug das charakteristische, zeitlos
elegante Erscheinungsbild, indem sie das klassische Element mit einem harmonisch futuristischen in Einklang bringt.
Obwohl die
Schliesslich war es der Kessel, welcher mit seiner nur
Paradoxerweise wurde ein «Hauptleiden» der Lokomotive erst bei der kosmetischen Instandstellung für das Museum entdeckt: Der Tender, welcher in engen Radien oft zum Entgleisen
neigte, war bereits ab Werk zu kurz an den Lokomotivrahmen gekuppelt. Trotz der bereits erfolgten Ausserbetriebsetzung wurde daraufhin die Kupplungsdeichsel um
Offen bleibt die Frage, weshalb die Techniker von Maffei den Tender so kurz kuppelten: Ob es ein unentdeckter Irrtum war oder ob auf diese Weise Schwingungen bei Hochgeschwindigkeitsfahrten
hätten vermindert werden sollen, lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen.
K.Bay.Sts.B. S 2/6 3201 DR BR 15.001 |
|
Baujahr | 1906 |
Erbauer | J.A.Maffei |
Länge über Puffer | 21'182 mm |
Achsstand ohne Tender | 11'700 mm |
Gesamter Achsstand inkl. Tender | 18'487 mm |
Leergewicht ohne Tender | 75.7 t |
Dienstgewicht ohne Tender | 83.4 t |
Adhäsionsgewicht | 32 t |
Kohlenvorrat | 8 t |
Wasservorrat | 26 m³ |
Trieb- & Kuppelraddurchmesser | 2200 mm |
Laufraddurchmesser | 1006 mm |
Dampfmaschine | Heissdampf-Vierzylinder-Verbund |
Zylinderdurchmesser Hochdruck | 2 x 410 mm |
Zylinderdurchmesser Niederdruck | 2 x 610 mm |
Kolbenhub Hochdruckzylinder | 640 mm |
Kolbenhub Niederdruckzylinder | 640 mm |
Steuerung | Heusinger, Kolbenschieber |
Rostfläche | 4.71 m² |
Überhitzerfläche | 38 m² |
Heizfläche gesamt (Verdampfungsheizfläche) | 214.5 m² |
Kesseldruck | 14 bar |
Indizierte Leistung | ca. 1620 kW (2220 PS) |
Zulässige Fahrgeschwindigkeit | 150 km/h (154.4 km/h auf Rekordfahrt am 2. Juli 1907 mit |
Die S 2/6 spielte in ihrer Geschichte zweifellos eine tragische Doppelrolle: Obwohl sie 1906 technisch ihrer Zeit weit voraus war und in ihrer Ausführung perfekt dem Pflichtenheft entsprach,
wurde sie konzeptionell bereits nach sehr kurzer Einsatzdauer von den sich rasch ändernden Rahmenbedingungen eingeholt und - mit Ausnahme von wenigen Betriebsjahren in der Pfalz - in eine
Nebenrolle als ungeliebte Einzelgängerin gedrängt. Abgesehen von den Rekordfahrten anno 1907 deutet somit der Werdegang der
Die historische Bedeutung dieser Lokomotive liegt aber nicht in ihrer betrieblichen Laufbahn begründet! Vielmehr spielte die
Die Konstruktionsmentalität vor hundert Jahren unterschied sich zur heutigen im Wesentlichen darin, dass mit jeder Entwicklung meist die Absicht verbunden war, ein möglichst dauerhaftes
Produkt zu schaffen. Entsprechend wurden die meisten Elemente überdimensioniert, um Materialermüdungen auch langfristig ausschliessen zu können.
Die Vorgaben für die Neuentwicklung zwangen Anton Hammel mit der herkömmlichen Konstruktionsphilosophie zu brechen und die Grenzen des gegenwärtig machbaren auszuloten. Diesem Umstand
folgten natürlich sowohl positive, als auch negative Aspekte: So sind einerseits konstruktive Glanzleistungen wie der Entwurf des Tenders hervorzuheben, dessen Wasserkasten als selbsttragende
Konstruktion ausgebildet wurde. Die Konsequenz aus dieser Art der Entwicklung ist die heutige, die Fahrzeugbautechnik dominierende Integralbauweise: Neben ihrer Funktion als Fahrzeugverkleidung ist
die Karosserie gleichzeitig auch das tragende Element.
Der bei der Entwicklung der
Ebenfalls ist das mit der «Altona 561» aufgegriffene Fahrwerkskonzept mit den für die Spurführung verantwortlichen Vor- und Nachlaufdrehgestellen erfolgreich realisiert
worden. Weltweit machten Konstrukteure von Hochleistungs- und Rekordlokomotiven immer wieder von dieser Lösung gebrauch. Als namhafte Beispiele aus der Dampflokzeit seien die beiden als
Hochgeschwindigkeitsloks konzipierten deutschen
Das Schicksal der Serienuntauglichkeit und auch der Kurzlebigkeit teilte die